ATP Monte-Carlo: Nächste Sensation – Weissborn greift nach ATP-Masters-1000-Titel
Der Sensationsrun von Sam Weissborn beim Rolex Monte-Carlo Masters nimmt kein Ende und ist jetzt auch am frühen Samstagnachmittag weitergegangen. Der 31-Jährige steht bei seinem ersten ATP-Masters-1000-Turnierstart überhaupt, mit seinem Stammpartner Romain Arneodo, völlig überraschend im Doppelfinale. Der Linkshänder aus Wien und der Monegasse, die in Arneodos Heimat eine Wildcard erhalten hatten, bezwangen schon die vierte Paarung aus absoluten Weltklassespielern und eliminierten im Halbfinale auch die Deutschen Kevin Krawietz (ATP-Doppel 16) und Tim Pütz (ATP-Doppel 28) mit 7:6 (7), 4:6 und 10:7 im Match Tiebreak. Weissborn und Arneodo, derzeit lediglich die Nummern 105 und 89 der in Doppelweltrangliste, erfahren ihre Gegner im sonntägigen Titelkampf erst am Samstagabend, wenn die fünftgesetzte, kroatisch-US-amerikanische Paarung Ivan Dodig (ATP-Doppel 10) und Austin Krajicek (ATP-Doppel 9) im zweiten Semifinale auf den Franzosen Fabrice Martin (ATP-Doppel 26) und den Deutschen Andreas Mies (ATP-Doppel 21) trifft. Weissborn hatte im Februar 2022, beim ATP-250-Sandplatzturnier in Córdoba (Argentinien), sein bisher einziges ATP-Doppelendspiel erreicht. Monte-Carlo ist nun also seine zweite Chance auf einen ersten Titel – und dies gar bei einem Event der höchsten Kategorie nach den Grand Slams.
Mit 4 Topsiegen zu den Grand Slams gespielt
Arneodo/Weissborn hatten bereits in den ersten drei Runden, ab Mittwoch, jeweils ohne Satzverlust drei herausragende und sensationell glatte Erfolge eingefahren. Gegen den Ex-Weltranglistenersten Marcelo Melo (ATP-Doppel 38) aus Brasilien und den deutschen Einzel-Weltklassespieler Alexander Zverev (ATP-Doppel 319) hatten sie sich mit 6:2, 6:4 durchgesetzt und dann gegen das zweitbeste Doppelteam der Welt, den US-Amerikaner Rajeev Ram (ATP-Doppel 3) und den Briten Joe Salisbury (ATP-Doppel 4), die Champions der Australian Open 2020 und US Open 2021 und 2022, mit 6:2, 6:3. Im Viertelfinale war auch das sechstgesetzte, britisch-finnische Paar Lloyd Glasspool und Harrio Heliövaara (jeweils ATP-Doppel 11) beim 6:2, 7:6 (3) kein Stolperstein. Und jetzt also auch der Coup gegen Krawietz, French-Open-Gewinner 2019 und 2020, sowie Pütz, Paris-Bercy-Sieger 2021. Arneodo/Weissborn sind hiermit pro Kopf schon 76.070 Euro Preisgeld und stolze 600 ATP-Punkte sicher. Mit Letzteren wird Weissborn seine bislang beste Platzierung im Ranking von Rang 77 deutlich verbessern, das Liveranking sieht ihn aktuell auf Position 61. Ein Sensationstriumph brächte gar 141.435 Euro Preisgeld pro Kopf bzw. 1000 ATP-Zähler, die ihn unter die besten 50 der Welt spülen würden. Einen Fixplatz im Doppelfeld der French Open und von Wimbledon haben Arneodo/Weissborn aber schon jetzt.
Erstmals vor einem Prinzen gespielt: „Das ist ganz cool“
„Ich habe heute eigentlich gar nicht so viel darüber nachgedacht, ob wir gewinnen oder verlieren, es war von Anfang an der Fokus da“, erzählte Weissborn gegenüber dem ÖTV. Im ersten Satz vergaben er und Arneodo gesamt sieben Breakbälle in drei Returngames, darunter sogar ein 0:40 bei 3:3. Selbst wehrten sie aber auch die einzigen zwei Chancen gegen sich ab, bei 1:2. „Wir haben gut serviert, sind so im Satz geblieben.“ Das Tiebreak war nichts für schwache Nerven: Aus dem 2:0 und 3:1 für Arneodo/Weissborn wurde ein 3:6, insgesamt machten sie gar vier Satzbälle zunichte. „Wir haben dabei ein paar enge Punkte gewonnen, gut serviert“ – und so schnappten sie sich, bei ihrem ersten Satzball, doch noch den ersten Durchgang. Der Zweite verlief für sie unglücklich: „Am Ende waren von den letzten fünf Games vier davon über den Entscheidungspunkt, wir haben alle vier verloren. Das sagt alles, wie eng das war und dass der zweite Satz bereits anders hätte laufen können. Dann ist es ein bisschen windig geworden, Ende zweiter Satz. Deswegen war das Match Tiebreak fast noch mehr ein Krimi.“ Arneodo/Weissborn lagen allerdings nach früher Führung nur zweimal nicht voran, bei 4:4 und 5:5. Das letzte Minibreak zum 6:5 hielten die beiden und brachten dieses bis zum Sieg durch. Und zwar vor den Augen von Albert II., dem Fürsten von Monaco: „Ich habe noch nicht vor einem Prinzen gespielt, glaube ich. Das ist ganz cool“, lächelte Weissborn.
Devise fürs Finale: „Nicht anders reingehen als in irgendeine andere Partie“
Ins Endspiel möchten die beiden „nicht anders reingehen als in irgendeine andere Partie. Wir haben jetzt die Grand Slams fixiert, schauen einfach, was jetzt noch im Finale geht. Wir schauen, dass wir uns optimal vorbereiten und geben Gas“, kündigte Weissborn an. Der Unterstützung des Publikums werden sie sich jedenfalls wieder sicher sein können – Lokalmatador Arneodo sei Dank. „Man merkt’s schon, dass einige da sind. Die Stimmung ist generell sehr gut, weil jeden Tag ausverkauft ist. Da macht’s halt noch mehr Spaß zu spielen …“
Hier alle Ergebnisse des ATP-Masters-1000-Turniers in Monte-Carlo.